Mittwoch, 9. Juli 2014

Zweiter Arbeitstag, Indoor-Spielplatz

Ich lass' mir Flossen wachsen! o_O

In der Schule erscheint S. mit grauem Gesicht und klagt über Durchfall bei möglichst vielen Kollegen, beschreibt all' ihre Symptome und möchte ganz offensichtlich von irgend jemandem hören: "Na, wir sind genug Leute, fahr' Du mal nach Hause!"  - doch den Gefallen tut ihr niemand, sie muss diese Entscheidung selbst treffen.

C. möchte eigentlich lieber mit Erwachsenen arbeiten. Offene Jugendarbeit war wegen großer Tatenlosigkeit schon sehr frustrierend für ihn. Wir unterhalten uns in großer Runde, Motivationstraining, Mediation scheinen ihm zu passen.

Wenn die Jüngeren in großer Mehrheit sind, sollte ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Dann liegt ganz sacht so ein - gar nicht mal wirklich böses! - "Was will denn diese alte Frau...?!" in der Luft. Es ist eine legitime Verständnislosigkeit.

Insistieren ist wichtig. Immer wieder setze ich durch, was andere Betreuer ansagen und umgekehrt.

G. setzt M. und L. für 10 Minuten Auszeit auf Stühle und verabreicht gelbe Karten: sie sind verbotswidrig die große Rutsche hinauf gelaufen. Nach vier Minuten will sie sie entlassen, ich widerspreche und B. stimmt mir zu. Der Timer meines Handys gibt die Zeit genau vor. M.'s "Ich hab' Durst, darf ich mir was zu trinken holen?" lasse ich nicht zu und drücke ihm einen Becher Schorle in die Hand. Hartnäckigkeit ist obsolet. Gemeinsam zählen wir die letzten 20 Sekunden der Auszeit laut herunter.

Zankereien zwischen zwei Kindern sind oft schwer zu beurteilen; da ist Diplomatie gefragt. Ein Mädchen sitzt hartnäckig auf dem Trittbrett eines Dreirades, der Junge am Steuer will sie wütend abschütteln. Wer das Ding zuerst hatte und daher im Recht ist, ist nun mal nicht zu klären.

Ich bin nicht das hohe Gericht.

Meine Wahl ist, das Mädel zu fragen, ob vielleicht 'ne andere Beschäftigung in Frage kommt und ich biete ihr an, mit ihr durch das Kletterlabyrinth zur Rutsche hoch zu steigen. Sie willigt sofort ein und wir turnen zwei Runden durch die Käfige.

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